Kritik am Import kolumbianischen Palmöls
12. Nov 2009
In dem Brief wird der Präsident aufgefordert, dem Ausdruck großer Sorge vieler deutscher Bürger angesichts der Lage der afro-kolumbianischen Gemeinden Rechnung zu tragen. Eine Anzahl von deutschen Organisationen unterstützt die dringende Bitte, dass den Gemeinden in Curvaradó und Jiguamiandó das Land ihrer Vorfahren zurückgegeben wird: Pax Christi Deutschland, Brot für die Welt, BUND, Greenpeace, Misereor, Inkota, Oxfam Deutschland, Robin Wood, terre des hommes Deutschland, Rettet den Regenwald, kolko Menschenrechte für Kolumbien, Menschenrechtszentrum Nürnberg, actio pro Colombia, Kolumbiengruppe Nürtingen, Aktion Friedensdorf Mönchengladbach und VEN (Gesellschaft für Zusammenarbeit und Entwicklung Niedersachsen).
Seit vielen Jahren bestehen gute Kontakte zu den Gemeinden in Curvaradó und Jiguamiandó. Die Entwicklung ihrer Lage wird eingehend verfolgt. Mitglieder der Organisationen sind im Gespräch mit Mitgliedern der Gemeinden und haben sie auch vor Ort besucht. Nach all diesen Jahren des Kampfes um ihre Rechte ist das Land den Menschen nicht wirklich zurückgegeben wurde. Stattdessen wurden Mitglieder ermordet: Orlando Valencia wurde in Belén de Bajira im Oktober 2005 gewaltsam verschleppt und später ermordet; im Oktober 2008 wurde Walberto Hoyos umgebracht, als er die Humanitäre Zone Caño Manso verließ und Benjamin Gomez wurde wahrscheinlich im Juni 2009 getötet. Es fanden ständige Bedrohungen von Gemeindemitgliedern statt wie z.B. gegen Miguel Hoyos, Enrique Petro, Ligia Maria Chaverra, Manuel Denis Blandon, Erasmo Sierra, Eustaquio Polo, Liria Rosa Garcia, LedysTuiran, Martha Martinez, Luis Alberto Renteria, Danilo Vergara, Benjamin Sierra und Willington Cuesta. Ebenso wurden Menschenrechtsverteidiger der Interkirchlichen Kommission Justitia et Pax ernsthaft bedroht, die die Gemeinden bei ihrem Kampf um ihre Rechte begleiten.
Unbegründete kriminelle Anklagen wurden gegen viele Gemeindeleiter erhoben, und Militärs der Gegend wurden als Zeugen herangezogen, um gegen die Gemeindemitglieder auszusagen. Sogar nachdem die Institution für Ländliche Entwicklung INCODER bereits 2005 erklärt hatte, dass das Land illegal von Palmölgesellschaften besetzt worden war, breiteten diese die Pflanzungen weiter aus. Verschiedene Firmen, die illegal Ölpalmen auf Gemeindeland anbauen, haben staatliche Unterstützung von FINAGRO für ihre Operationen erhalten.
Wir haben erfahren, dass ein geringfügiger Teil des Landes von den Palmölfirmen zurückgegeben wurde und dass Untersuchungen gegen die Ölpalmpflanzer durchgeführt wurden, die für illegale Pflanzungen verantwortlich sind. Wir begrüßen selbstverständlich diese Schritte. Wir begrüßen auch das kürzliche Urteil des Verwaltungsgerichtes im Department Chocó, die Aktivitäten der Palmölgesellschaften zu beenden und das Land zurückzugeben. Aber der größte Teil des Landes (21.000 ha) ist noch nicht an die Gemeinden zurückgegeben worden und die Verantwortlichen für die illegale Landbesetzung und andere kriminelle Taten müssen noch vor Gericht gebracht werden.
Eindringlich wird der Präsident gebeten, gemeinsam mit ca. 10.000 Bürger/innen, die die Petition unterschrieben haben, aufgrund der vom kolumbianischen Staat eingegangenen internationalen Menschenrechtsverpflichtungen das Land effektiv an die Gemeinden in Curvaradó und Juguamiandó zurückzugeben und dafür zu sorgen, dass keines der gegen sie begangenen Verbrechen ungesühnt bleibt.
Text der Unterschriftenation:
Sehr geehrter Herr Präsident, Ich bin außerordentlich besorgt wegen der Verletzung der Rechte auf Leben, persönliche Integrität, Ernährung und der Boden- und Territorialrechte der afro-kolumbianischen Gemeinden von Jiguamiandó und Curvaradó im Department Chocó (Anm. großes Urwaldgebiet am Pazifik). Das gemeinsame Territorium dieser Gemeinden wurde auf illegale Weise besetzt und wird nun benutzt zur Anpflanzung von Ölpalmen. Die Zerstörung des Urwaldes schreitet fort und damit die Vernichtung der Lebensgrundlage der Gemeinden; die Gemeindemitglieder werden mit dem Tode bedroht, gefoltert und von Paramiltärs ermordet, wenn sie versuchen, ihr Land zurückzugewinnen. Mit Hinweis auf die vom kolumbianischen Staat eingegangenen internationalen Verpflichtungen zur Erfüllung der Menschenrechte erwarte ich dringend von ihm, dass er folgende Mittel ergreift:
Garantie für die völlige Zurückgabe des besetzten Landes an die Gemeinden und ihre sichere und würdige Rückkehr; Entschädigung für alle erlittenen Schäden mit Einschluss der ökologischen Schäden.
- Bestrafung aller Verantwortlichen, die die illegalen Pflanzungen der Ölpalme in den Territorien von Jiguamiandó und Curvaradó erlaubt und durchgeführt haben in der Berufung auf den Prozess 3856.
- Untersuchung der begangenen Verbrechen gegen die Gemeindemitglieder und Bestrafung der Verantwortlichen sowie die definitive Auflösung der paramilitärischen Gruppen in der Region.
- Respektierung der Entscheidungen seitens der Gemeinden über den Gebrauch ihrer Ländereien entsprechend ihrer Erfahrungen und Gebräuche, die diesem Gebiet einen besonderen strategischen Wert für den gesamten Planeten sichern.